Im Herbst bis nach Tromsø

PLS - Polarlichtseuche


10.11.2013:

 

Der erste Schritt ist gemacht, wir haben "unser WOMO" gebucht.

Einen Sunlight T 63, teilintegriert, 6,78m lang, 2,33m breit und 2,91m hoch.

Geplant ist der Zeitraum vom 27.09. (Abholung WOMO) bis zum 19.10.2014 (Rückgabe) - das sind wirklich drei ganze Wochen! :)

 

Gleich am nächsten Tag wird eine grobe Route geplant:

Rondane muss sein, Tromsø muss sein, Lofoten und Vesterålen wären schön, auch Senja hört sich interessant an...

und der Rückweg über Abisko - Jokkmokk sollte ja zu der Zeit mückenarm, wolkenlos und Polarlicht-reich sein.

Das ist eigentlich schon wieder viel zu viel für die kurzen Herbsttage...


25.09.2014:

Der Countdown läuft...

Die Fährtickets sind gebucht.

Sonntags fahren wir an Bord der "Stena Germanica".

 

Der erste Schnee in Norwegen ist schon gefallen - Winterreise trifft es wohl besser ;)

Und ein starker Sturm ist im Anzug... :/

Na mal sehen, ob überhaupt an Polarlicht zu denken ist:

(Quelle: wetteronline.de)


Es geht los!

28.09.2014 (Körbelitz - Kiel):

 

Ganz mutig sind wir auf der Autobahn bis nach Kiel geblieben. Bis auf einen kleinen Stau ging es recht zügig - wohl auch, weil Sonntag war.

Pünktlich an der Fähre gewesen, nach dem Zudrehen der Gasflaschen wurde der Kasten "verplombt" und wir durften an Bord.

Abfahrt in Kiel - Storesund Broen - Göteborg


29.09.2014 (Göteborg - E6 - Mysuseter/Rondane):

Im Morgengrau ab Göteborg wurde der Himmel zusehends blauer!

Die Herbstfarben rechts und links der Straße waren eine Augenweide...

 

Die Strecke zog sich etwas, rund um Oslo wurde der Verkehr zunehmend dichter.

Wir spielten mit einigen Alternativen, was die Übernachtung betraf - schließlich aber wollten wir ins Rondane, nach Mysuseter.

Gegen 20 Uhr waren wir auf unserem Parkplatz.

Eineinhalb Stunden später, blickte ich aus der Tür: da kommt was über die Berge.

Nach einigen Aufnahmen der Milchstraße in Südrichtung hielt ich dann mal auf die Wolken - und war baff!

Polarlicht vom Feinsten!

Völlig durchgefroren (das Thermometer zeigt -4°C) flüchteten wir nach einer Stunde ins WoMo. Zu unseren Federbetten holten wir noch die Daunenschlafsäcke aus der Heckgarage - so überstanden wir die eisige Nacht ;)


30.09.2014 (Rondane):

 

Morgens eisekalt, Rauhreif, blauer Himmel.

Wir ziehen uns warm und windgeschützt an und wagen eine kleine Rundwanderung ins Fjell.

Wir entdecken neue Wasserfälle und nutzen den Graufilter intensiv!

 

Abends geschlossene Wolkendecke, Stunden später aber sind Sterne zu sehen und grün am Horizont...


01.10.2014 (Rondane - E6 - Vikhammeren) :

 

Fahrt übers Dovrefjell - ein Traum... !

Übernachtung nahe Trondheim

 


02.10.2014 (Vikhammeren - E6 - Osen):

 

Von Vikhammeren, dem Zeltplatz mit Festbeleuchtung östlich von Trondheim, starten wir bei schönstem Wetter.

Einige Regenschauer erwischen uns unterwegs, am Laksfossen ist alles grau und nieselig - sogar das Cafe hat geschlossen...

Wir fahren noch lange nach Einbruch der Dunkelheit weiter, immer auf der Hut vor Elchen...

Auf einem kleinen Campingplatz, der bewirtschaftet scheint, machen wir halt - menschenleere Rezeption.

Polarlicht in Osen, das ist ein klitzekleiner Campingplatz kurz hinter Mosjoen.


03.10.2014 (Osen - E6 - Tranøy fyr):

 

Bereits vor Sonnenaufgang fahren wir über das nahe Fjell - im Tunnel wird gebaut.

Wir passieren den Polarkreis - welche Leere an den Gebäuden...

Bald haben wir die Lofoten am Horizont ausgemacht - wir biegen allerdings ab zum Tranoy fyr.

Völlig verlassen, aber idyllisch beleuchtet liegt der Leuchtturm da und tut seinen Dienst. Die Lampen stören ganz schön, außerdem geht der Mond auf ...

Doch den grünen Bogen kann man trotzdem ausmachen.


04.10.2014 (Tranøy fyr - Bognes - Lødingen - E10 - Brustranda):

 

Wir haben es bis zu den Lofoten geschafft :)

 

Am Morgen gab es Rot und Blau zu bewundern:

Wir fuhren zurück zur E6, machten kurz an einer Turiststation mit WLan Rast, bis zwei Busse in unsere Richtung abfuhren.

Ihnen folgten wir nach Bognes, in der Hoffnung, dass dann die Fähre ziemlich bald fährt.

Richtig :)

Hier erlebten wir folgendes: Die Fähre legt ab. Im Moment des Ausklinkens vom Anleger kurven noch zwei Autos bis an den Schlagbaum und hupen. Mehrfach. Die Fähre bleibt auf der Stelle, das Fahrwasser brodelt wild, mühsam bewegt sie sich wieder an den Fähranleger, braucht ewig lange, um die korrekte Position zum Einklinken wieder zu erreichen - und nimmt die zwei Autos noch an Bord.

Was wäre bei uns passiert? ... ;)


In Lødingen kurvten wir auf der neuen E10 bis zum Westpollen, machten dort ausgiebige Mittagsrast.

Wohin nun? Ziemlich viele Campingplätze sind schon zu, also fahren wir nach Bustranda, der sollte noch offen sein.

Zwar nicht mehr offiziell, aber Bad und Dusche und Strom gibt es :)

Dafür kein Polarlicht...


05.10.2014 (Brustranda - 815 - E10 - 807 - Nusfjord - Flakstadstranden):

 

Nach einer wolkenreichen und damit Polarlicht-freien Nacht sah der Morgen sonnig aus.

Über Leknes fuhren wir, mit einem langen Zwischenstopp am Flakstadpollen, nach Nusfjord. Wir wurden von dem farbenfrohen Fischerdorf nicht enttäuscht!

Nach der obligatorischen Wanderung zum kleinen Leuchtturm machten wir uns auf dem Weg zum Flakstadstranden.

 

Nach einem vielversprechenden Sonnenuntergang wird die Wolkendecke immer dichter! Als es nachts auch noch anfängt, zu regnen, ist es vorbei...

 

Als ich mir aber die abends gemachten Aufnahmen Tage später genauer anschaue, entdecke ich grüne Bänder in Wolkenlücken - natürlich nicht im Norden ;)


06.10.2014 (Flakstadstranden - Fredvang - Bergtour - Eggum):

 

Wir verlassen Flakstad und nach einem kurzen Halt in Ramberg biegen wir nach Fredvang ab. Der Campingplatz auch hier verlassen und zugesperrt.

Ein Stück weiter an der Wendeschleife parken wir und steigen zum Røren auf.

Anfangs völlig im Wolkengrau nehmen die Sonnenfenster beim Abstieg zu!

 

Wir richten uns für die Nacht in Eggum ein.

Nach enttäuschendem Anfang wird das für uns die erste "richtige" Polarlichtshow!


07.10.201:

(Eggum - E10 - Gimsøya - E10 - 888 - Fiskebol - Melbu - Myre - Stø)

 

Auf langen Wegen über Gimsoya und Laukvik fahren wir nach Stø.

Nach einem Wahnsinns-Abendrot - nur Wolken.

Stø zeigt seine schönen Seiten erst am nächsten Morgen...

Nachtrag:

 

Wenn man ganz genau hinguckt, sieht man auf dem folgenden Bild tatsächlich einen grünen Streifen in der Wolkenlücke...


08.10.2014:

(Stø - Sortland - Bjerkvik - E6 - Solbakken)

 

Zurück über Sortland und die E10 fahren wir zur E 6 und weiter in Richtung Tromsø.

Auf dem Camping Solbakken finden wir einen schönen Übernachtungsplatz.

Leider viel Licht und heller Mond... und es zieht sich zu.

 

Ab Mitternacht wird es klar - und kalt - und grün am Himmel :)


Skittenelv Camping
Skittenelv Camping

09.10.2014:

(Solbakken - Tromsö)

 

Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht sind wir auf der E6 weiter nordwärts gefahren.

Unser Thermometer zeigte 2°C bis maximal 5°C an, die Pfützen waren stellenweise mit Eis bedeckt und es wehte draußen ein scharfer Wind.

Dann auf der E8 nach Tromsø, mitten durch die Stadt, am Ufer entlang zum angezeigten Campingplatz Skittenelv, 26km außerhalb von Tromsø.

Hier ist es auch eisig, aber traumhaft schön.

Nun warten wir auf die Nacht - bis jetzt ist es noch klar...

 


10.10.2014 (Tromsö):

 

Die kälteste Nacht bisher... Frost und klarer Himmel und Sturm!

Und: die erste Gasflasche ist leer!

 

Die Polarlichter hier bei Tromsø zeigen sich etwas müde, nach einer kleinen Vorstellung am Abend passiert in der Nacht nicht mehr viel.

Zum Glück, wir konnten schlafen ;)

 

Nachmittags erkundeten wir die Straße Richtung Lyngenalpen und machten einen kurzen Spaziergang.

Später nutzen wir das WLan und komplettieren unseren Bericht.

Ja, und dann kam der kalte dunkle Abend... wir stehen wieder staunend in der Kälte.

:)


11.10.2014 (Tromsö - Målselvfossen - Solbakken):

 

Die zweite Nacht war zwar fast windstill, aber noch kälter...

 

(Für uns) recht zeitig fuhren wir in Richtung Süden. Die Landschaft war voller Rauhreif, stellenweise auch die Straßen - und dann wurde es glatt. Die Eiszapfen an den Straßenrändern waren in den zwei Frostnächten gewachsen.

Auf Höhe Bardufoss bogen wir zum Målselvfossen ab - ein beeindruckender Wasserfall...

Die Nacht verbrachten wir auf dem wohlbekannten Solbakken-Camping, es gab kurz nach Mitternacht schöne bunte Farben zu sehen :)


12.10.2014 (Solbakken - Fauske):

 

Am Morgen zeigte unser Außenthermometer -7°C an und ich musste vorm Losfahren innen Eis kratzen. :/

Auf der E6 fuhr ich stellenweise nur 50km/h, die weisse spiegelnde Fahrbahn flößte uns Respekt ein. Die Landschaft war ein Traum...

Eine Stunde müssen wir warten, bis die Fähre nach Bognes ablegt. Es ist interessant zu sehen, wie "hoch" die Sonne mittags hier im Norden steht.

 

Bis nach Fauske fahren wir durch inzwischen wieder herbstlich goldene Berglandschaften. Wir freuen uns über jeden Tunnel: die Sonne steht sehr tief in Fahrtrichtung!


13.10.2014 (Fauske - E6 - Venningvatnet):

 

Morgens wieder ein schöner Sonnenaufgang mit dem abnehmenden Mond am Himmel...

Nach dem Frühstück ist immer noch niemand in der Rezeption - also verlassen wir den etwas unwirtlichen Campingplatz und fahren auf der E6 weiter südwärts.

Entlang des Fjords wieder bereifte Straßen - krass, wie schnell das wechselt!

Auf dem wunderschönen Saltfjell halten wir etwas länger und machen einen kleinen Spaziergang in der eisig klaren Luft.

Am Polarkreiscenter steht nur ein Auto - diesmal halten wir nicht an. Wir fahren durch Mo i Rana und dann durch den langen Korgfjelltunnel statt über das schöne Fjell. Bei einem der zahlreichen Fotostopps sehen wir tatsächlich einen Güterzug!

 

Irgendwo weit hinter Mosjoen und Trofors zeigt ein Hinweisschild einen Stellplatz an.

Wunderschön am See (Venningvatnet) gelegen, leider sind keine Quittungen und Umschläge mehr vorhanden.

Wir bleiben, als einzige, die düsteren Wolken versprechen eine ruhige Nacht ... - denkste! Kurz nach Mitternacht entdeckten wir die Szene hinter den Wolken. :)


14.10.2014 (Venningvatnet - E6 - Oppdalsporten):

 

Am Morgen immer noch Wolken über dem See. Nach einigen Fotos fahren wir los, um in der Sonne irgendwo zu frühstücken. Da haben wir das Nordland bereits verlassen.

 

Kurz vor Steinkjer entleeren wir unser WOMO und füllen Frischwasser auf. Durch Trondheim hindurch - mit dickem Verkehr zur Feierabendzeit - weiter Richtung Oppdal.

Es wird zu schnell dunkel, wir versuchen es an einigen Campingplätzen zwischen Trondheim und Berkak - alle geschlossen.

Am Motel Oppdalsporten werden wir fündig. Duschen! :)

Wir leisten uns sogar den Luxus eines Abendessens im Kro.

Meine Handy-App schreit Alarm, also beobachten wir den Himmel - aber Wolken und viel zuviele Lampen. Dann machen wir eben Nachtfotos von der schönen Kirche.

Als ich fertig bin und zur Wiese runter gehe, fallen mir die Polarlichter mit bloßem Auge auf - wow! Es ist gerade 21 Uhr.

Nachts entdeckt Micha ab halb 4 noch einmal sehr helles Polarlicht!


15.10.2014:

(Oppdalsporten - Dovrefjell - Rondanevegen - Ringebu - Kvitfjelltunet)

 

Sonniger Start in den Morgen. Düstere Wolken in Fahrtrichtung - je weiter wir nach oben kommen, desto nieseliger wird es - bis es irgendwann schneit.

Auf dem Dovrefjell ist es dick weiß, wenn auch die Straßen noch schwarz bleiben.

 

Wir biegen auf den Rondanevegen ab - es wird wieder grüner und sonnig. Doch nur kurz. Der Regen wird nerviger, als es wieder aufwärts auf der 27 geht, schneit es wieder - und der Schnee bleibt liegen.

Also bleiben wir nicht oben,sondern fahren weiter, mit einem Abstecher zur Ringebu-Stabkirche, und nach dem Tanken am Kvitfjelltunet richten wir uns dort gleich für die Nacht ein.

Es hört nicht wirklich auf zu regnen - also keine PL-Chance...


16.10.2014:

 

Wir sind viel zu schnell! Kurz vor Lillehammer und noch zwei Tage bis zur Fährabfahrt in Göteborg. Was also tun?

Wir beschließen den Besuch des Freilandmuseums Maihaugen.

Der Eintritt ist im Winter frei - wir buchen aber auch die Ausstellungen mit und zahlen unseren Obulus.

Das Dorf ist sehr fotogen...

Erst am Nachmittag fahren wir weiter, in Hamar biegen wir nach Elverum - Kongsvinger ab.

 

In Flisa folgen wir der Ausschilderung zu einem Campingplatz und landen in Færder - an einem seichten Fluß. Wildgänse ziehen am Abend über uns hinweg.


17.10.2014:

 

Nach einer ruhigen (weil ungestörten Regennacht) brechen wir von unserem Campingplatz ohne Personal auf und erreichen nach einiger Zeit wieder die E6. Rechts und links auf den Bergen liegt Schnee, doch unsere Strecke ist frei.

Heute müssen wir um fünf an der Fähre sein.

 

Erst kurz vor Göteborg wird es noch einmal voll - doch wir sind überpünktlich.

Rollen an Bord, steigen von Autodeck 3 zum Deck 9 - endlich in der Kabine.

 

Duschen, an Deck die Ausfahrt beobachten, Abendbuffet, schlafen...


18.10.2014:

 

Durchsage am Morgen: eine halbe Stunde Verspätung. Wegen Strömungen...

Es ist neblig und das Schiff macht kaum Fahrt.

An Deck sehen wir kaum den Mast. Hinterm Heck taucht ein Schatten auf: die "Mistral", ein Containerschiff, das Horn tönt mehrmals laut, sie überholt steuerbord.

Dort kleine Anglerboote am Rand der Fahrrinne - sind die lebensmüde???

 

Irgendwann nehmen wir wieder mehr Fahrt auf, und lange Zeit später kommt das Stena-Line-Gebäude in Sicht...


Gemütlich zockeln wir über die Autobahn im "Skandinavien-Modus" nach Hause.

(Tempomat auf ca. 90km/h gestellt...)

;)

Inzwischen sind die Koffer geleert, das WoMo ist abgegeben, ein Großteil der Fotos ist gesichtet - und wir stellen fest, die Polarlicht-Sucht ist nach dieser Reise noch schlimmer geworden, nicht besser...